Geschichte

Herrenmühle mit Familie Döhler 1918

Postkarte von 1907, Herrenmühle auf der rechten Seite


Chronologie

1583 - (bis 1591) Bau des Merlauer Schlosses und des Vorwerkshofes mit der Vorwerksmühle (Herrenmühle). Das Schloss wurde beauftragt von Landgraf Ludwig IV. und ausgeführt von seinem Baumeister Ebert Baldewein. Mehr Informationen zum Schloss finden Sie auf der Seite www.schloss-merlau.de

1590 - Der erste Erbleiheträger der Vorwerksmühle, Johannes Scherer, erhält seinen Erbleihbrief.

1646 - (bis 1655) Erwähnung des Schlosses von Merlau in der Topographia Hassiae et Regionum Vicinarum durch Matthäus Merian: "Nicht fern von dieser Statt ligt gedachtes Schloß Mörla / oder Merla / in einem Thal vnnd Wiesengrund / welches LandGraff Ludwig ältere auff das zierlichste erbawet hat: Vnnd sind in dieser Gegend viel schöne Wälde / vnd bequeme Jagten."

1692 - Bauantrag des Johannes Becker an den Hessischen Landgrafen in Darmstadt, ein weiteres Mühlchen zu bauen. Eine Abschrift des Briefes und die Kopie eines von Hand gefertigten Grundrisses hängt im Ferienhaus aus.

1790 - Da das Schloss seit 1618 in mehreren Kriegen als Quartier für durchziehende Truppen diente und die Bauern genug davon hatten, dass die Armeen ihnen das Getreide und Vieh wegnahmen, wurde das Dach abgedeckt und so der Verfall eingeleitet. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Schloss als Steinbruch für die umliegenden Häuser verwendet (wie zum Beispiel die Merlauer Kirche, in der noch heute ein steinernes Wappen ausgestellt ist).

1859 - Die Herrenmühle geht in den privaten Besitz von Heinrich Damm über.

1872 - Theodor Bindewald, ein lutheranischer Pfarrer aus dem nahegelegenen Groß-Eichen, publiziert "in der heiligen Adventszeit" eine Sagen- und Märchensammlung über Geschichten aus der Region, in der unter anderem die Herrenmühle namentlich erwähnt wird.

1899 - Modernisierung der Herrenmühle "mit aller technischer Vollkommenheit moderner Zeit".

1904 - Moritz Döhler erweitert die Herrenmühle um eine Weberei, betrieben durch die Wassermühle, ein Jahr später versorgte er sein Haus mit elektrischem Licht. Das war damals ein Novum und die Mühle war das einzige Haus im Ort mit solch einem Fortschritt.

1920 - Die Herrenmühle beliefert ganz Merlau mit elektrischem Strom.

1932 - Die Scheune des Vorwerkshofes brennt ab und wird wiederaufgebaut.

1968 - Aufgrund einer Veränderung der Wasserläufe sollte der Mühlgraben geräumt werden und da die Rentabilität einer Mühle immer mehr schwand, verzichtete Moritz Döhler auf das Wasserrecht. Der Bach, der die Mühle mit Wasser versorgte, wurde abgegraben.

1971 - Meine Eltern, Monika und Klaus Goletzka erwerben die Herrenmühle, um sich ihren Traum vom Besitz einer Mühle zu verwirklichen.

1990 - Der Regierungspräsident in Gießen mietet die Herrenmühle, um dort übergangsweise rückkehrende Aussiedler aufzunehmen.

1993 - Die Herrenmühle wird in verschiedenen Wohneinheiten an Privatpersonen vermietet.

2012 - Die Herrenmühle wird ein weiteres Mal umgebaut, dieses mal entstehen Ferienwohnungen und Gruppenunterkünfte.


Sagen & Märchen

In unserem Feriensitz hängen ausführliche Versionen der aufgelisteten Geschichten aus, die von Theodor Bindewald gesammelt wurden, als Oberhessische Antwort auf die Märchensammlung der Gebrüder Grimm. Freuen Sie sich darauf, diese und zwei andere Geschichten dort (oder hier) durchzulesen.

Die letzte Schlossjungfrau zu Merlau: So gut wie jedes deutsche Schloss hat eine Weiße Frau. Die Merlauer Weiße Frau hatte, wie in diesem Märchen erzählt wird, immer ihren Gang zur Herrenmühle...

Der schlafende Schäfer vor dem Merlauer Schloss: Einem Schäfer, der beim Bau des Merlauer Schlosses zuschaut und kurz einnickt, erscheint die Weiße Frau. Sie möchte ihm ihren Schlüsselbund reichen, doch der Schäfer rennt in Furcht davon. Wir stellen uns gerne for, dass er auf der Wiese vor unserem Haus geschlafen hat...

Das Verwundete Konfirmandenkind: Ein Konfirmandenkind schläft beim Versteckspielen ein. Als es aufwacht, sind alle verschwunden. Nur eine Weiße Frau ist noch dort und bittet das Kind wortlos, ihre Schlüssel zu nehmen. Das Kind flieht vor der Frau, die dem Kind den Schlüsselbund hinterherwirft...


Merla (Merian)
Merla (Merian)
Schlossruine zu Merlau, ca. 1853
Schlossruine zu Merlau, ca. 1853

Historische Dokumente


Geschichten aus dem Dorf

Das lumpige Merlau

"Eine Episode ist mir in Erinnerung geblieben, die mir mein Großvater erzählt hat. Während der Umbauarbeiten an der Mühle [Anm.: ca. 1890] soll Philipp Heister [Anm.: damaliger Besitzer der Herrenmühle] seinen Müllerburschen in das Dorf geschickt haben, um 100 Mark zu wechseln. Der Bursche kam zurück, denn keiner in Merlau konnte zu dieser Zeit 100 Mark wechseln. Philipp Heister soll sich darauf hin ganz oben in das höchst gelegene Fenster gestellt haben und soll folgendes gerufen haben: "Das lumpige Merlau kann noch nicht einmal 100 Mark wechseln." (Robert Keller, Merlau, 2012 in seiner Chronologie über die Herrenmühle)

Forellen am Mühlrad

Während einer Dachreparatur im Sommer 2018 kam ein alter Merlauer an der Mühle vorbei und hielt kurz an. Er erzählte, wie er als Kind in der Herrenmühle mit dem Kescher Forellen fing. Diese sammelten sich im Wasser vor dem Mühlrad und waren wohl leichte Beute.

Die Gute Seele der Herrnmühle

Es war auch einmal eine Gute Seele, die, immer wenn die Besitzer aus den verschiedensten Gründen nicht dort waren, ein Auge auf die Herrnmühle hatte. Man erzählt sich, dass die Gute Seele garnicht selbst in der Herrnmühle wohnte, sondern in einem gemütlichen Häuschen ein paar Straßen weiter. Niemand wusste genau wie sie es anstellte, aber sie wusste immer, wo die Haustürschlüssel versteckt waren. So konnte sie sich jederzeit Zugang verschaffen. Wie alle wohlgesonnenen Hausgeister verließ die Gute Seele das Haus immer ordentlicher, als sie es vorfand, und sie forderte nie eine Belohnung oder gar Bezahlung. Der Sage nach erscheint die Gute Seele manchmal mit einem riesigen Hund, der, wenn auch groß, immer freundlich und verspielt ist. Aber die Gute Seele kümmerte sich nicht einzig und allein um die Herrnmühle. Sie ist auch oft in der Hobstallstowwe anzutreffen, wo sie allerlei Krimskrams und wertvolle Gegenstände hortet (mitunter auch aus der Herrnmühle!). Noch heute gehen Einheimische und solche, die von weiter weg kommen, gerne dorthin, um sich die Sammlungen der Guten Seele anzusehen. (Erzählt von Julian Goletzka)